Laufen hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem Massensport entwickelt. Die, im Gegensatz zu anderen Sportarten, unkomplizierte Art und Weise dieser Beschäftigung nach zu gehen, in Kombination mit der doch hohen Effektivität, macht es so beliebt.
Auch im gehobenen Alter hat der Laufsport noch viele Anhänger. Unabhängig vom Alter, ist die häufigste Schmerzstelle bei Läufern das Knie. Neben einigen läuferspezifischen Schmerzsyndromen, wie zum Beispiel dem „Läuferknie“, können Knieschmerzen natürlich auch durch eine bestehende Abnützung hervorgerufen werden. Diese Abnützung nennt man im medizinischen Dekurs Arthrose und ist grundsätzlich eine irreversible Schädigung des Knorpels und damit, im Endstadium (!) mit einem künstlichen Gelenksersatz (= Knietotalendoprothese) zu versorgen.
Mittelgradige Arthrosen werden konservative behandelt. Es erfolgt eine orale Schmerztherapie, Physiotherapie und evt. spezielle orthopädische Einladen. Spritzenkuren (wie zum Beispiel Hyaloronsäure) ect. können zu einer Beschwerdebesserung führen, können den geschädigten Knorpel jedoch nicht wiederaufbauen.
In dieser Situation stellt sich ob die Frage, ob Sport nicht zu einer zusätzlichen Abnützung führt, ähnlich wie sich Autoreifen weiter abreiben wenn sie befahren werden.
Grundsätzlich gilt, dass Sport bzw. Gelenksbewegung die Abnützung nicht fördert. Die Bewegung führt u.a. zur Produktion von Gelenksflüssigkeit und diese wiederum ist verantwortlich für die Ernährung des verbliebenen Knorpels und für die Gleitfähigkeit innerhalb des Kniegelenks.
Natürlich ist das Radfahren, da hier keine axiale Belastung auf das Kniegelenk einwirkt, als schonender zu erachten als das Laufen auf Asphalt.
Nichtsdestotrotz stellt sich oft nicht die Frage, ob Radfahren oder Laufen, sondern vielmehr, ob es erwünscht/erlaubt ist mit einem leicht bis mäßiggradig arthrotischem Kniegelenk laufen zu gehen.
Kann das Laufen die Knieschmerzen und die Arthrose verschlimmern?
Eine Studie aus Kanada zeigt, dass viele Menschen – einschließlich medizinischer Fachkräfte glauben, dass Laufen für Kniegelenke schädlich sein kann, speziell bei Arthrose Knien.
Jeder Zweite glaubt demzufolge, dass die mit dem Laufen verbundene wiederholte Belastung die Arthrose verschlechtert und die Zeit hin zu einem künstlichen Gelenksersatz verkürzt. Stimmt dies?
Wie oben bereits beschrieben, benötigt das Gelenk einen gewissen sportlichen Anreiz, um Gelenksflüssigkeit zu produzieren, welche wiederrum für die Ernährung und Schmiere verantwortlich ist. Menschen die mäßig trainieren leiden seltener an Kniegelenksarthrosen. Auch Freizeitläufer haben eine geringere Rate an Kniegelenksarthrose. Anders verhält es sich hingegen bei Läufern, die oft oder mit hoher Intensität dem Laufen nachgehen. Hier zeigen sich erhöhte Arthroseraten.
Es gilt hier also einen gewissen Punkt, unter welchem das Laufen sich durchaus positiv und über welchem sich das Laufen negativ auf die Abnützung des Kniegelenks auswirkt, zu finden.
Soll ich nun weiterlaufen, wenn ich Knieschmerzen habe und eine gewisse Abnützung schon vorhanden ist?
Hier gibt es keine eindeutige Meinung. Laufen sie jedoch weiter, so haben sie auf jeden Fall die gesundheitlichen Vorteile regelmäßiger sportlicher Aktivität, einschließlich der Vorbeugung von min. 35 chronischer Erkrankungen wie zB. Herzerkrankungen, Schlaganfall, Diabetes und Depressionen. Diese Vorteile des Laufens (des regelmäßigen Sports) sind unabhängig von zusätzlichen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchen, Alkohol ect.
Mit anderen Worten, wenn zwei Personen regelmäßig Zigaretten rauchen oder übermäßig Alkohol trinken und einer von ihnen ein Läufer ist, so würde der Läufer länger leben als der Nichtläufer. 50 Minuten Laufen pro Woche hat bereits einen positiven Effekt auf die eigene Gesundheit.
Wenn sie trotz leichter bis mäßiggradiger Arthrose weiter Laufen wollen so sollten sie folgende Regeln beachten:
Verringern sie das Laufvolumen oder die Laufintensität. Laufen sie hierfür auf der Ebene (nicht bergauf oder bergab) und verringern sei die Geschwindigkeit. Dies verringert die Kniebelastung und kann zur Schmerzlinderung beitragen.
Überlegen sie sich, ihre Lauftechnik zu ändern. Die meisten Freizeitläufer laufen im Fersenlauf und belasten somit vermehrt das Kniegelenk. Ein Vorfußlauf würde das Kniegelenk entlasten, erhöht jedoch die Belastung auf andere Gelenke, wie zB das Sprunglenk. Die Änderung von Trittfrequenz oder eine andere Position des Rumpfes kann die Belastung auf das Kniegelenk ebenfalls reduzieren. Die Änderung des Laufstils sollte über einen Profi erfolgen.
Beginnen sie mit therapeutischen Übungen, um das Kniegelenk zu stärken und zu stabilisieren. Lassen sie sich zu Beginn die korrekte Durchführung von Physiotherapeuten zeigen. Nur die korrekte Durchführung führt zu einer Besserung. Falsch durchgeführte Übungen können sogar das Gegenteil bewirken. Denken sie evt. an eine Spritzenkur, welche das Gelenk „schmiert“ und in weiterer Folge auch zur Gelenksflüssigkeitsproduktion anregt.
Gerne stehe ich ihnen beratend und behandelnd zur Seite…
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Ambrozy
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